Männerchor jodelt mit Hollerstauden
Zum Schluss hielt es in der Silberdistelhalle keinen mehr auf seinem Sitz. Mit
stehenden Ovationen, rhythmischem Klatschen und kreisenden Hüften feierte
das Publikum die Hollerstauden aus Österreich bei ihrem Auftritt in Egenhausen.
Bericht aus dem Schwarzwälder Boten von Manfred Köncke
Egenhausen. Mit Songs über große und kleine Herausforderungen des Alltags,
romantischen Balladen und einer großen Portion Heimatgefühl hat das Trio aus dem Pinzgau mehr als 300 Zuhörer verzaubert. Bereits beim ersten Gastspiel vor fünf
Jahren – Reiner Hammer vom gastgebenden Männergesangverein hatte sie auf einem Video im Internet entdeckt – begeisterten Eva und die Zwillingsschwestern Vera und Eva mit Herz, Hirn und Humor.
Für die Vereinsoberen stand sogleich fest, dass sie zum 150-jährigen Vereinsbestehen unbedingt wieder engagiert werden sollten – obwohl die Hollerstauden inzwischen drei CDs veröffentlicht haben, im österreichischen Fernsehen aufgetreten sind, bei Open-Air-Veranstaltungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben und die Gagenforderung kräftig gestiegen ist.
Anreise mit demZug wäre fastschief gegangen
Das Trio ist direkt aus seinem Heimatort angereist und hätte das angestrebte Ziel nach neunstündiger Bahnfahrt um ein Haar verfehlt, weil es einen nicht angekündigten Zugwechsel gab und es fast in Frankfurt gelandet wäre. Der einheimische Männerchor hatte sich mächtig angestrengt, den Konzertabend mit dem Blues „Weit, weit weg von Dir“ von Hubert von Goisern in österreichischer Mundart eröffnet und mit Andreas Gabaliers „Hulapalu“ und dem Titel „Frauen sind anders“ Appetit gemacht auf das eigene Konzert am 14. Oktober an gleicher Stelle.
Mit dem mehrstimmigen „Hollerstauden-Jodler“ wurde das teilweise von weit her angereiste Publikum in voll besetzten Reihen begrüßt. Den Namen hat das „Mädeles-Trio“ von den üppig wachsenden Holunderstauden in ihrem Heimatort übernommen. Die drei kennen sich seit der Volksschule und haben bereits dort oft miteinander gesungen.
In den Texten werden bestimmte Situationen musikalisch verarbeitet: wenn der Hunger kommt, aber das Dirndl für die nächsten Auftritte passen muss, der Traummann erwartet wird und man sich für das erste Date aufgehübscht hat, eine Liebeserklärung an den Kaffee, ein Glaserl Alkohol und sogar an besonders weiches Toilettenpapier abgegeben wird – samt der Empfehlung: „Mensch ärgere Dich nicht“. Es gibt aber auch die andere Seite. Grüne Wiesen, die aufgehende Sonne, der Wind im Haar, die Familie, Berge der Heimat – das wird mit Schmelz in der Stimme und verstärkt mit Geige und Gitarre als Beispiel genannt für „Dass ich lebe“.
In drei Blöcken darf das Publikummit einstimmen
Gänsehautballaden zeigten die tiefe, emotionale Seite der Hollerstauden, wobei ihr glockenheller Gesang da besonders gut zur Geltung am. Die Zuhörer wurden in der Silberdistelhalle mitgenommen eingebunden bei „ Des und dos und dann ano des“ und der Bitte, dass vier von ihnen auf der Bühne mitmachen sollten. Oder wenn das Auditorium in drei Blöcke aufgeteilt und zum Mitsingen animiert wurde.
Für den Schluss hatte sich das Trio augenzwinkernd etwas Besonderes ausgedacht. Gemeinsam mit dem Männergesangverein wurde gejodelt, was erstaunlich gut klappte und die Hollerstauden zu einem anerkennenden „Wir ziehen vor Euch den Hut“verleitete. Tatsächlich stülpten sie ihre Kopfbedeckungen prompt einigen verdutzten Sängern über.
Dass die erfrischenden Pinzgauerinnen nicht ohne stürmisch geforderte Zugaben von der Bühne entlassen werden, war abzusehen. Beim zuckersüßen „Wo die Edelweiß blühen“ wurde es still im Saal, und beim fetzigen Titel „Lust und Liebe“ gab es im Stehen mit rhythmischem Klatschen und kreisenden Hüftschwüngen kein Halten mehr.